Soll die Energiewende gelingen, braucht es neben Erzeugungsanlagen und Speichern vor allem Netze von ausreichender Kapazität, um die Übertragung von Strom, erneuerbarem Gas und Wasserstoff zu gewährleisten. Die Zeit drängt, soll Österreich doch bis 2030 seinen Bedarf an elektrischer Energie (national-bilanziell) ausschließlich über „grünen Strom“ decken und bis 2040 klimaneutral werden. Die zunehmende Elektrifizierung der Gesellschaft sowie die regionalen Unterschiede beim Fortschritt des Erneuerbaren-Ausbaus erfordern ein rasches Vorgehen.
Mit dem integrierten österreichische Netzinfrastrukturplan (ÖNIP) hat die BMK gestern einen zentralen Baustein gesetzt. Das auf Grundlage von § 94 EAG erlassene und auf seine Umweltverträglichkeit geprüfte, rund 200 Seiten starke Dokument liefert erstmals eine gesamtwirtschaftliche Betrachtung des notwendigen Netzinfrastrukturausbaus für die Transformation des Energiesystems, die insbesondere Folgendes umfasst:
Ausgangsbasis des ÖNIP ist eine Bestandsaufnahme der bestehenden Energieinfrastruktur sowie der aktuellen Aufbringung und des aktuellen Verbrauchs von elektrischer Energie und Gas (Kap 2).
Auf Grundlage eines vom UBA entwickelten Szenarios wird der angenommene zukünftige Energieverbrauch und die Aufbringung in den Jahren 2030 und 2040 skizziert. Erzeugungsseitig werden die erneuerbaren Ausbaupotenziale für Strom- bzw Biomethan aufgeführt und für 2030 auch ein Überblick über die derzeit geltenden Ausbauziele und -planungen der Bundesländer gegeben. Abschließend werden die aktuellen Netzinfrastrukturplanungen auf europäischer Ebene anhand des Ten Year Network Development Plans (TYNDP) sowie auf nationaler Ebene anhand der Netzentwicklungspläne der Austrian Power Grid AG (APG) und der Vorarlberger Übertragungsnetz GmbH (VÜN) sowie des Koordinierten Netzentwicklungsplans und der langfristigen integrierten Planung der Austrian Gas Grid Management AG (AGGM) überblicksmäßig dargestellt. (Kap 3).
Hierauf folgend werden zunächst die Prinzipien und der wirtschaftliche Nutzen einer integrierten Planung der Netzinfrastruktur für elektrische Energie, Biomethan und Wasserstoff beschrieben und im Weiteren Transporterfordernisse und Netznotwendigkeiten für die Jahre 2030 und 2040 sowie ermittelte Flächenpotenziale für die erneuerbare Strom- bzw Biomethanerzeugung dargelegt (Kap 4).
Die Ergebnisse werden samt Berechnungsgrundlagen mit den Planungen der APG und AGGM sowie den Ergebnissen zweier Studien („Rolle der Gasinfrastruktur in einem klimaneutralen Österreich 2040“ und „Energieinfrastruktur 2040 – Szenarien und Ausbaupläne für ein nachhaltiges Wirtschaftssystem in Österreich“) verglichen und erörtert (Kap 5).
Den Abschluss bilden Exkurse zum Einsatz von Erdkabeln im Stromübertragungsnetz (Kap 6) sowie zur Windkrafterzeugung im Jahr 2030 (Kap 7), wobei in letzterem die Ausbauziele nach dem EAG auf die Bundesländer heruntergebrochen werden.
Während mit dem ÖNIP ein wichtiger Schritt gesetzt wurde, bleibt spannend, wann die nächsten großen und keinesfalls minder wesentlichen Schritte des Gesetzgebers (Stichworte: ElWG und EABG) folgen.
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